Niemand verlässt Dubai - Spec Ops: The Line (2012)

Sand. Soweit das Auge reicht. Überall. Captain Martin Walker, Anführer eines verdeckt agierenden Delta-Force-Einsatzteams blickt ungläubig auf die bröckelnden Fassaden der Skyline Dubais. Flirrende Sandkörner wirbeln durch staubtrockene Luft, vernebeln Sicht wie Sinne unter orangeglimmenden Strahlen der glühenden Wüstensonne. Nichts als Trügerische Ruhe nach dem Sturm. Einem Notsignal folgend reisten die erfahrenen Elite-Soldaten in die High-Tech-Wüstenländer mit dem Missionsziel, die unter abertonnen Sandmassen eingeschlossene Zivilbevölkerung zu evakuieren und den Verbleib der zuvor geschickten Hilfstruppen zu klären.

Die futuristisch geformten Wolkenkratzer, einst stolze Speerspitzen der Dekadenz offenbaren nur noch scheintote Hüllen, aus denen jenes hyperluxuriöse Leben gewichen ist, für das die pulsierende Megacity berühmt wie berüchtigt wurde. Traumatisierte Überlebende der verheerenden Sandstürme, die mit dämonischen Orkanwellen die Stadt durchsiebten, sind Tod, militärischer Gewalt und unbändigen Wahn ausgesetzt. Die feigen Herrscher der Multi-Millionenmetropole sind lange fort, ließen ein mit glitzernden Ladenstraßen und künstlich-geformten Inselgruppen glamourös durchzogenes Reich zurück. Nun patroullieren die neuen Herren dieser verzerrten Realität der Sandgebirge durch mit Neongraffiti verzierte Eishallen, schlagen ihre provisorischen Lager in architektonischer Extravaganz auf.

Das 33. Bataillon, ursprünglich entsandt um unter dem Kommando von Colonel John Konrad die Katastrophenregion zu evakuieren, verkam zu einem Heer von Deserteuren, die in den verwinkelten Gebäudekomplexen Stellung beziehen und sich brutale Kämpfe mit Aufständigen und der dreiköpfigen Delta-Force-Einheit liefern. An markanten Orten wie dem Dubai Fountain häufen sich verwesende Leichenberge, aufgeknüpfte Soldaten und Zivilisten baumeln an stählernen Laternenmasten der ehemals vielbefahrenen Highways. Tod und Wahnsinn regieren und tanzen über Sanddünen, zeitgleich hallen sich schier endlos wiederholende Feuergefechte durch verwaiste Häuserschluchten, Hubschrauber wirbeln Dreck und noch mehr Sand auf, die Luft brennt. Es herrscht Krieg. Als Captain Walker gerät der Spieler in einen beispiellosen Strudel aus Leid, Ohnmacht und folgenschweren Entscheidungen, bei dem nichts so ist wie es scheint und sich nach und nach die geifernde Fratze der Wahrheit aus den spiegelnden Himmelstürmen schält. Eine unbequem schonungslose, die selbst vor drastischen, grafisch erschreckenden Bildern wie den furchtbaren Auswirkungen eines vom Spieler kontrollierten Anschlags mit weißem Phospor nicht zurückschreckt. Wer ist Freund, wer Feind, wo ist Konrad und wer ist Walker wirklich? Am Ende bleibt dem Spieler die erschütternde Einsicht, dass es im Krieg keine Gewinner gibt.

Kommentare