Eigentlich hätte
ich an Monsterhunter 3 weiter zu schreiben, aber da kam mir „Die
Höchste Eisenbahn“ dazwischen. Und wenn ich ehrlich bin, auch meine
Gefühle spielten eine nicht unwichtige Rolle beim Niederschreiben dieser Zeilen. Ob das nun jemand gut findet oder nicht ist mir
eigentlich egal, da ich durch das Schreiben meine Gefühle im Zaum
halten kann und das macht mich zu einem besseren Menschen. Dass ich
das hier texte, kommt mir schon arg komisch vor, schließlich hab ich
nichts ausgelassen an Fettnäpfchen, in die man so treten kann. Mich
selbst erinnernd sage ich vor mir her, eigentlich wolltest du doch
eine Review schreiben!
Ach ja richtig, „Die
Höchste Eisenbahn“ heißt die Truppe. 2013 bei ihrem Debüt ist mir genau ein Titel in Erinnerung geblieben und Soundfragmente die an
Experimente erinnern. Der Titel lautet „Raus aufs Land“! Wer
etwas mit dem Stillstand und dem Traum vom Ausbrechen anfangen kann,
der wird diesen Song ebenfalls lieben. Dass der Sänger ein
Nuschelkopp ist und herumnölt wie Bob Dylan in seinen besten Tagen,
Schwamm drüber, die Hauptsache ist, er bekommt das was er ausdrücken
will emotional an den Hörer gebracht. Dann kann man von gelungen
sprechen. Nach nochmaligen durchhören des ersten Albums sage ich: Die Soundfragmente zünden auch. Zwar manchmal zu breit gestreut von
den Genres, die man einspielt aber unterhaltsam. Ein immer mitwippender Fuß ist ein untrügliches Zeichen dafür.
Nun die zweite
Runde. Und nein schlechter ist das Album nicht, im Gegenteil. Diesmal
werden gleich fast alle Songs sofort als Hit zünden. Ein bisschen
Hirnschmalz in Form von Empathie und Fantasie ist aber von Nöten.
Angefangen mit dem ersten Song „Wir haben so lange nachgedacht bis
wir wütend waren“ über „Blume“ wippt mein untrüglicher Fuß
sofort los. Und will gar nicht aufhören damit. Allenfalls wenn sich
Höchste Eisenbahn an Hiphop versuchen, setzt er mal etwas unlustig
aus. Das liegt aber wohl daran, dass ich mich im Hiphop mit deutschen
Texten fast gar nicht auskenne und ich die meisten deutschen Rapper
für Reimidioten halte, die ihre Goldkehlen besser fürs Döner
futtern verwenden sollten, anstatt uns „Muddafucker das siebte Siegel“
als große Kunst unterzujubeln. Ja, ich stehe zu meinen (Vor-)
Urteilen!
Nochmal zurück zum
ersten Album, da hatte ich ja diese Soundfragmente, die mir im
Gedächtnis geblieben sind. Und ich sage euch auch sofort warum, der
Sound war so frisch, dass ich ihn gar nicht sofort einordnen konnte.
Dann gebe ich schon mal auf, weil Musik soll etwas Leichtes haben vom
Zugang her. Das ist diesmal etwas anders, der Sound ist allgemein
leichter zugänglich und bedarf keinen Schlüssel mehr. Allerdings sind alle Texte voll Poesie und dafür muss man seine Ohren und vor
allem sein Hirn mit seinem Herz koppeln und einen Schlüssel finden.
Bei mir liegt der einfach so herum und so hatte ich diesmal den
Eindruck, die Jungs haben auch einen Schlüssel gefunden von 2013 bis
2016, aber den anderen verlegt.
Insgesamt setzen
„Die Höchste Eisenbahn“ eine gute deutsche Tradition wieder ins
richtige Licht, nämlich deutsche Songwriterqualitäten, die in den
letzten Jahren etwas verschütt gegangen sind. Jetzt möchte ich
nicht mit dem altem Schiller oder Goethe winken, aber ein Grönemeyer
mit einem „Bleibt alles anders“ von 1998 hat seitdem, trotz
„Mensch“, nichts besseres textlich hin bekommen. Musikalisch ist da
noch Luft nach oben, rein textlich ist das aktuelle Album „Wer
Bringt Mich Jetzt Zu Den Anderen“ ein echtes Schwergewicht, unter
der manche Waage zusammen bricht. Das wäre auch meine zweite Kritik,
beim nächsten Album bitte den Schlüssel für beides, nämlich Text
und Sound gleich mit ins Cover legen. Aber „Die Höchste Eisenbahn“
befindet sich auf dem richtigen Gleis. Kauftipp des Monats!
Gruß Stephan
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