Intimste Karthasis ever!
Ka·thar·sis
Substantiv,
feminin [die]
-
LiteraturwissenschaftLäuterung der Seele von Leidenschaften als Wirkung des [antiken] Trauerspiels
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Psychologiedas Sichbefreien von psychischen Konflikten und inneren Spannungen durch emotionales Abreagieren
Den Dudenauszug hab ich nur gepostet, weil vielen scheint die
Bedeutung einer Katharsis nicht klar zu sein. Deshalb zum besseren
Verständnis, des nun folgenden Reviews.
Beide Erklärungen der Katharsis, finden bei dem ersten Live Album
von The National, bei mir Anwendung. Und so viel vorne weg, selten,
ganz selten geschieht so was in einer solchen emotionalen Dichte, wie
hier.
Deshalb hab ich auch ein paar Tage gebraucht, das Album hat mich,
nicht nur sprichwörtlich, regelrecht umgehauen. Zwischen Tränen
wegen der berührenden Texte von The National, der Instrumente die
mein Jammertal fast ohne Boden erscheinen lassen und der Produktion
an sich, die keinen Tadel zu lässt, musste ich erst mal nüchtern
werden.
Ein paar Fakten.
Nach den Alben Trouble Will Find Me (2013) u. insbesondere Sleep Well
Best (2017) konnte man als Hörer den Eindruck gewinnen, das The
National zur reinen Stadionband mutiert. Persönlich kann ich mich an
kein einzigen Auftritt erinnern und auch recherchieren lässt sich da
nichts, das The National einen schlechten Auftritt hin legten. Sowohl
Stadion, wie auch Club wurden bespielt mit der wohl Gott gegebenen
Intimität, die wir das Glück haben, das sie sie mit uns teilen
wollen.
The Boxer (2007) ist
für viele in Vergessenheit geraten, dabei betrachtet es man
rückblickend, war es der Durchbruch für The National, endlich hörte
der Mainstream zu, so auch ich. So etwas sind Schlüsselmomente für
eine Band und hat sie tatsächlich noch etwas vor, nutzt sie so was
auch für neue Meisterwerke. Hat dann The National auch so genutzt.
Neben den oben genannten Alben, reiht sich noch High Violet (2010)
ein.
Mit den vier Alben
hat The National quasi ihre Trademark`s etabliert. Das sie nun bei
ihren ersten Live Album, nach so langer Karriere, ausgerechnet an den
Anfang zurück gehen ihrer erfolgreichsten Schaffensphase, ist nur
konsequent. Das fängt beim Cover an, dem Orginalfoto in schwarzweiß,
ein paar Farbtupfer des Regenbogens bei zu fügen, macht ästhetisch
richtig was her. Eigentlich von der Bildbearbeitung her kein großer
Akt, es zeigt nur das es oft genug die kleinen Dinge sind, die
tatsächlich wichtig sind. Das geht auch völlig d'accord mit dem
Selbstverständnis von The National, zumindest möchte das Cover, es
einen glauben lassen.
Allein das ich mir solche Fragen stelle, beim betrachten eines Covers, sagt schon viel über die Genialität des Albums. "He Mann/Frau, das nur ein Cover, sagen andere. Nein Mann/Frau, das das Cover von „The National - Boxer Live In Brussels“, werden wir in 20 Jahren sagen." Ein Album was dem drögen Musikjahr 2018, endlich das Album des Jahres gab. Noch dazu eines der herausragenden Live Scheiben, die man wenn man Glück hat, einmal pro Dekade zu hören bekommt. Ok, ich hör auf zu feiern. Kusch, Jubelperser wieder hinlegen.
Allein das ich mir solche Fragen stelle, beim betrachten eines Covers, sagt schon viel über die Genialität des Albums. "He Mann/Frau, das nur ein Cover, sagen andere. Nein Mann/Frau, das das Cover von „The National - Boxer Live In Brussels“, werden wir in 20 Jahren sagen." Ein Album was dem drögen Musikjahr 2018, endlich das Album des Jahres gab. Noch dazu eines der herausragenden Live Scheiben, die man wenn man Glück hat, einmal pro Dekade zu hören bekommt. Ok, ich hör auf zu feiern. Kusch, Jubelperser wieder hinlegen.
Fangen wir mit Fake Empire an, allein die Textzeile „We're half awake in a fake empire / Wir sind halbwach in einem falschen Reich“ jagt als Opener einen einen Schauer über den Rücken. Wo befinden wir uns, welchen Ort besuchen wir gerade? Richtig, Brüssel/Mehrzweckhalle, nichts besonderes sollte man meinen. Genau dort, an diesem tristen Ort, kann, nein muss man mit Fake Empire anfangen. Um meinen Gedankengang ab zuschließen, hier das Audiovideo von Fake Empire/ Brüssel /Mehrzweckhalle, im Vergleich mit dem ebenfalls tollen Auftritt vor dem Opernhaus in Sydney.
Hier der komplette Auftritt vor dem Opernhaus.
Dort wird Fake
Empire an einundzwanzigster Stelle gespielt. Beobachtet Matt Berninger mal ein klein wenig genauer. Das ein Nerd, wie
er im Buch steht. Das ist ausschließlich positiv gemeint. Ich glaube
Matt, das seine Texte einfach sehr wichtig sind und da sie allesamt
nicht unbedingt zu klaren Zeilen neigen, sondern noch entschlüsselt
werden wollen, manifestiert sich der Anspruch den er an sein Publikum
stellt. Wie ein Schwamm saugen sie die Texte auf und als echter Nerd, ist
Matt das fast peinlich. „Worauf habt ihr den gewartet? Erschreckt
mich nicht so! Nein, Jesus bin ich (noch) nicht!“
Gehen wir aber
voran, nach Brüssel in die etwas schmuddelige Mehrzweckhalle, was
hören wir da? Die Stimme von Matt ist über jeden Zweifel erhaben,
die Gitarren klingen wie ein Metronom, perfekt von der Tonhöhe im
Kontext und erst das Schlagzeug, perfekt auf die Zwölf. Gänsehaut
pur mit einem, wenn auch kleinerem, Publikum geteilt.
Ich kann gar nicht
auf einzelne Stücke irgendwie eingehen, weil die beschriebene
Intensität an der Teilhabe an Intimität, die sicher auch durch die
hervorragende Produktion zustande kommt, zieht sich durch den ganzen
Auftritt. Bravo, chapó wird dem Album nicht gerecht, ich bin
Unwürdig dem lauschen zu dürfen schon!
Gruß Stephan
Gruß Stephan
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