Springsteen zerstört den amerikanischen Traum, den wir Europäer von
Amerika träumen.
Springsteen ist Ami, er ist Kapitalist
und als sein größtes Kapital bei uns gilt seine Musik.
Glaubwürdigkeit was seine Texte betrifft, ist nahezu deckungsgleich
mit dem realen Bild was wir uns von ihm machen.
Erste Ergüsse in Form von „Greetings From Asbury Park, N.J.“ und „The Wild, The Innocent & The E Street Shuffle“ (beide 1973) zeugen davon. „Born To Run“ (1975) war der Start einer Weltkarriere. Mit „Born In The USA“ (1984) ging die Erfindung des Stadionrocks quasi einher.
1988 spielte Springsteen auf der Radrennbahn
Weißensee im Ost Teil von Berlin vor über
160000 Zuschauer. Bis heute sein größtes Konzert von den Zuschauern her. Ein nicht ganz
unwichtiger Beitrag zur Wiedervereinigung Deutschlands und damit der
Begründung/Verfestigung der europäischen Idee. Das also ist
Springsteen, nicht nur in unseren Ohren auch unter der
Großhirnrinde hat sich das Bild verfestigt.
Für
mich persönlich hat er sich damit nach USA verabschiedet und tauchte
erst 2014 mit „High Hopes“ wieder auf. Einige
neue Stücke kombiniert mit älteren Sachen (The Ghost Of Tom Joad)
die gänzlich neu arrangiert wurden, zeigten einen erfrischten
Springsteen, wie er lange nicht mehr mit der Energie zu hören war.
Das
2017 angefangene Projekt „Springsteen On Broadway“ fand dann fast
keine Beachtung hier in Europa. Leider, weil sehr unterhaltsam. Hab so
meine Vermutung, das der Broadway die Unterhaltungsmeile der USA ist
und deshalb kaum bis gar nicht bei uns statt findet. Aha!
Nun
also Western Stars, ein amerikanisches Album, keines was mit uns zu
tun hat. Keines, was unsere unter der Großhirnrinde verfestigten
Befindlichkeiten, zu tun hat. Springsteen ist halt Ami! Und in dem
Kontext muss man das Album auch hören, sonst versteht man es falsch
und produziert Fake News. Der Titeltrack
ist die europäische Singleauskopplung, weil durch seine
Instrumentalisierung wohl noch am eingängigsten.
Allein
die Textzeilen
„Once
I was shot by John Wayne
Yeah, it was towards the end
That one scene's brought me a thousand drinks
Set me up and I'll tell it for you, friend „
Yeah, it was towards the end
That one scene's brought me a thousand drinks
Set me up and I'll tell it for you, friend „
lassen
klar durchblicken wer angesprochen wird und warum.
Man erinnert sich
bitte an John Wayne, ein Schauspieler der hauptsächlich schneller
den Colt zog und erst fragte wenn sein Gegenüber tot am Boden lag.
Über seine reaktionären
politischen Ansichten und weniger Einsichten lass ich mich jetzt
besser nicht aus. Ach der amerikanische Präsident heißt
Trump und gewisse Ähnlichkeiten sind rein zufällig zu John Wayne?
Ein naiver Ami war Springsteen noch nie.
Das er das ganze
Album mit typischer amerikanischer“Blinkblink“Musik voll macht (zwischen zeitlich dachte ich Liberace wäre auferstanden bei Hello Sunshine z.b.),
zeigt seine feine Ironie und wie Zwiegespalten er inzwischen ist. Man
beweise mir was anderes, aber Springsteen ist durch und durch noch
nie ohne Herzblut unterwegs in/mit seiner Musik. Deshalb so schön
auch eine etwaige
Kritik hier in DE geschrieben, wenn sie nicht mindestens 4 von 5
Punkte locker macht, dann sollte man sich schnellstens um die Mauern
im Kopf kümmern.
Gruß
Stephan
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