Binärer Mahlstrom: Der Leuchtturm




Kloster Zwiefalten

Stille. Umhegte Grünauen inmitten dräuendem Mauerwerk.

Sanft pulsierende Oasenzonen, mentale Windspiele.

Herberge grenzenlosen Schweifens gen irisierenden Sternenvorhang.

Wie auf Schienen bewegen sich Mönchskutten in der Ferne des Betrachters auf Bahnen feudaler Seelenruhe. Im Zentrum der Schattenbastion findet sich pures Schweigen in ewig düsteratmenden Hallenstrukturen. Schemenhaft, wie wirbelnde Dunkelkristalle im bröckelnden Echogeflimmer.

Zuckende Lichtkreisel ebnen den Weg durch die nocturnale Wanderstätte. Hinter schweren Türen gleitet das milde Funkeln der Mondsichel auf staubpartikelumrangte Heiligenfiguren. Frieden?

Schnitt.

Überfallartige Sturmarien peitschen über die Weltmeere unter dem bedingungslosen Zepter Neptuns. Im flirrenden Regenstakkato krachen schaumverkronte Fluten auf gischtverschmiertes Gestein. Unwirtliche Regionen bar jeden Glaubens im Schatten des gleißenden Dreizacks. Morast und Gräten das täglich Brot, fernab blühenden Festlands.

Ein baufälliger Leuchtturm, als letzte Bastion gegen den Wellenregenten brandet als zentrale Weiche zwischenmenschlicher Züge im Vordergrund des in soghaften schwarzweiß Tönen getauchten Nischenfilms.

Den ungestümen Ephraim verschlägt es als neuen Gehilfen des herrischen Wärters Thomas in diese karge Isolation. Der gezeitenfromme Thomas ist der Herr über die funkelnde Leuchtkammer, Herzstück und Hort wehmütiger Erinnerungen. Ephraim dagegen verrichtet gehorsam das monotone Tagwerk, die baldige Ablösung fest vor Augen. Eine Zwischenstation auf seiner unruhigen Reise, die für Thomas schon beendet scheint.

Jung und Alt prallen desöfteren aufeinander, die Zukunft jagt die Vergangenheit. Zitate, Ideen und Ängste verklingen Tag für Tag im Takt des Wellenspiels. Als die Vorräte immer knapper werden, wird der Alkohol das einzige Bindeglied zwischen Neptuns Gefangenen. Im Rausch vereint verlebt das ungleiche Paar schauspielerisch denkwürdige Momentaufnahmen.

Der spiralförmige Abstieg in gingeschwängerte Höllentapeten beginnt schlußendlich als zischende Naturgewalten die finalen Schleußentore öffnen und sich auf das schwankende Leuchtgerippe entladen. Wahn, Wirklichkeit, Sehnsucht, Zorn,
Begierden. Alles verschwimmt im Auge tosender Urflut, die alles hinab reißt.

Was bleibt ist Stille. Frieden.


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