Im Sog der Höhlen - Die drei ??? Folge 67 - Das Geheimnis der Särge (1996)

Blautopf, Geisterhöhle..ach allein damit hätte man die ganze Folge füllen können. Schon der unheimliche Einstieg des nüchternen Fernsehkommentars im Hintergrund über die toten Kletterer, Bobs Kommentar zu den Zinksärgen..dazu die technoid-bedrohliche Musikuntermalung, sinistres Mentalkino. Das passt alles wunderbar und die kreidehaltige Erkundigung der Echo-Höhle samt ersten Auftritts der laughing woman Eberle ist schön schaurig, auch 25 Jahre später noch. Diese Folge gehörte als Kind immer zu meinen "Angstepisoden" im DDF-Universum. Sie hat etwas seltsam bedrückendes, packendes, magisches. Die anziehende Machtfülle der nebelumschlungenen Höhlenlabyrinthe und ihrer düsteren Geheimnisse, Bobs Schrei ob der vermeintlichen Leichen, schon das Cover an sich. Hier bekommt man es mit einem Atmosphärenmonster zu tun, das nachts durch die engen Gangstrukturen der Höhlentempel schleicht.

(Kurze Ausschweifung: Ich habe mich deshalb auch so auf die schweigende Grotte gefreut/war interessiert, weil ich mir eine 2021-Fassung der Höhlenthematik gewünscht habe, die ja auch für mich zwar anders, aber dennoch halbwegs zufriedenstellend präsentiert wurde, inklusive wunderbar nostalgisch gewählten Musikstücken aus den Musikpiraten. Der Kelch des Schicksals konnte mit dem im Verlauf später einsetzenden Höhlensettings leider weniger überzeugen, viel zu unspektakulär und bar jeder mysthischen Atmosphäre)

Diese bekommt man in den Särgen jedoch zuhauf, gerade in der ersten Hälfte in der reizvollen Kulisse der Schwäbischen Alb mit verträumt-versifften Gasthäusern, morschen Holztüren und malerischen Natur-Panoramen. Seien es die klaustrophobisch inszinierten Touren durch die stetig pluckernden Tropfsteinhöhlen mit verschlungenen Felssystemen, das akustisch fantastisch ausstaffierte Kloster Zwiefalten mit seiner auf Schienen wandelnden Bruderschaft, die sich in Ruhepausen mit lässigen Sonnenbrillen posend auf lauschigen Bänken zurückzieht, nur um amerikanischen Jungdetektiven irre verwickelte Familiennamenstrukturen zu verdeutlichen. Was das soll, weiß wohl nur die schöne Helena oder Pater Brown. Die apfelsaftgetränkten Speckbrotorgien im Wirtshaus mitsamt im Schmeißfliegenschwarm verschwindenden Aushilfsköchen, die sich selber Kommandos zubrüllen, bleiben genauso in wohliger Erinnerung, wie die sich in sekundenbruchteilen umziehende Miss Eberle. Louis de Funes in seinen Gendarmenfilmen stand da wohl Pate.

Auch schön, die wohl kürzeste Führung aller Epochen durch die Wiener Unterwelt, die vorallem dem Geldbeutel der Besucher das Fürchten lehrt. Aber Hauptsache mit Obermotz Mylna ein bisschen um ein paar Glaskästen schleichen. Sidekick Alexandra, noch groß in den ähnlich atmosphärisch produzierten Schattenmännern eingeführt, verkommt hier zum Quotenschwaben und Stichwortgeber, so richtig Sinn macht ihre wiederkehrende Rolle (abseits der zeitlich logischen Fortsetzung der Europareise) nicht, aber Sinn wurde hier schon länger in die titelgebenden Särge gesteckt und irgendwo unter der Sontheimer Höhle verbuddelt. Das Finale im eindrucksvollen Stephansdom wird trotz immens langer Anfahrt und vorherigen Rätseleien im Eiltempo durchgepeitscht, kurzes knorriges Auftreten der allwissenden Polizeibrigaden, Justus' Gruselspruch, Lachsalven. Fertig. Der Hörer fragt sich zwar noch, wer hier was mit wem gemauschelt hat, wie das Schmuggelgut denn überhaupt transportiert wurde und wie die Heiligenfigurenentführungskommandos nun wirklich ihr Business machen, allein schon ob der verräterischen Augen von Brother Benedikt.. Müller, Mylna oder Mynah. Alles Klar? Nein? Dann bekommt man dennoch ein temporeiches, außerordentlich unterhaltsames Hörspiel mit Topsprechern und einer ganz eigenen Atmosphärendichte.

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