Depeche Mode - Delta Machine (Review by Max)
Nach langem Testen auf den verschiedensten Brettern die für uns beide die Welt bedeuten und oft im Rap unterwegs, hat der Max es endlich hier hin geschafft. Heute ist ein Grund zu feiern, Max haut sein erstes Review heraus bzw. ich werde es gleich posten. Das hat den Grund, dass der Max im richtigen Leben sehr viel zutun hat und er und ich noch nicht dazu gekommen sind den Blog zu synchronisieren. Aber bevor hier ein „in Arbeit“ Schild aufgestellt wird dachten wir beide lieber raus damit.
Die Annahme, dass Depeche Mode experimentierfreudig bei der Gestaltung ihrer Akustikwelten sind, wurde im Laufe der 12 Studioalben oftmals eindrucksvoll bewiesen: Rockige Elemente, Gospelansätze oder bluesumwitterte Schmeichler wie "Sweetest Condition" vom visionären Exciter zieren die reichhaltige Liste an unterschiedlichsten Stücken die in ihrer Gesamtheit stets präzise justierte Elektronik vereint.
Nachdem sich in den 2000er Jahren nach anfänglichen Versuchsläufen in kühl-orientieren Soundflächen mit Restrisiko erst eine Back-to-the-Roots Laune einbürgerte, die im erneuten Ausflug gen abstrakter Astralspähren gipfelte, stand 2013 ganz im Zeichen des Mississippi-Deltas. Dort wurde Anfang des 20ten Jahrhunderts der Delta Blues geboren und in dortigen Gewässern warf Band-Leader Martin Gore den Anker aus, um den malerischen Stromschnellen und der fließenden Bluesromantik einen gehörigen Schuss maschinell produzierter Synthiewogen zu verpassen. Den verträumten, über der Flussmündung tanzenden Noten einen elektronischen Anstrich zu verleihen schien eine spannende Reise zu garantieren, die auch alteingesessene Hörer zu einer Buchung verführen sollte.
Ob sie noch immer die weltbeste Elektro-Kombo seien, wurde in dieser Zeit Sänger Dave Gahan von Journalisten gefragt und schmetterte diesen breit grinsend ein lässiges "Yes" entgegen. Gerade aufgrund solcher Aussagen standen nach Veröffentlichung der Vorabsingle "Heaven" die gleichen Schreiber erneut fragend da. Die schwere, gar feierlich vorgetragene Ballade war der exakte Gegenpol einer temporeich inszenierten Vorstellung wie sie Depeche Mode üblicherweise als erste Reize aussenden. Doch hinter vordergründiger Melancholie lag auch die eigentliche Stärke in Taktwechseln, die mit Klavieranschlägen versehen aus schleppender Schwermut eingängigen Electro-Blues kreierten.
Dabei eröffnet das Album anders, ganz anders. Ein dumpfes Röhren ertönt - Erinnerungen an Exciters "Dead Of Night" werden wach - und eine rhythmisch untypische Drumabfolge setzt asynchron zu Gahans ersten Auftritt ein, der den Hörer gesanglich höchst anspruchsvoll begrüßt."Welcome To My World". Diese präsentiert sich in der Folge als fein gestricktes Netz aus wuchtig zuckenden Synthesizern, die in ihrer flirrenden Struktur einen idealen Gegenpart zum getragenen Gesang bilden.
Gahans Wirken ähnelt dem eines Predigers, der mit kraftvoller Stimme die Zuhörer in seinen Bann schlägt. Ein moderner Würdenträger, der im soundtechnisch dynamischen "Angel" kurze Augenblicke der Ruhe auskostet um Energie zu tanken.
Deutlich bodenständiger wird es bei "Secret To The End", dessen waberndes Soundbild samt sich hypnotisch wiederholender Hookline vertrautere Wege einschlägt, auch klingt Gahan weniger mahnend, denn nostalgisch aufgelockert trotz Thematik zwischenmenschlicher Missstände. Das ausgedehnte Outro entlädt ein tosendes Synthiegewitter dessen reinigende Wirkung die zuvor beklagten Sorgen wegwäscht. Auf rein instrumentale Tracks verzichtet das Album, doch gönnt es einigen Songs verlängerte Spieldauern, die für das pure Zelebrieren genutzt werden. So auch beim puristisch anmutenden "My Little Universe", in welchem eine Vielzahl minimalistischer Effekte zu einem verspielt dichten Gesamtpaket aufbereitet werden, das zum Ende hin düster-sterile Klangfelder formt, deren Sogwirkung den Song auch nachhaltig wirken lassen. Ein wiederum gelungenes Experiment, das sich jedoch von der Grundthematik des Albums stark unterscheidet.
"Slow" definiert seinen Verlauf schon alleine im Namen. Behäbig in der Ausführung, Gahan wirkt müde und zerbrechlich, plätschert das Stück dahin. Statt des mächtigen Delta-Stroms wird vielmehr eine trübe Kahnfahrt geboten. Der Blues verwässert, die Energie bleibt ungenutzt im Lamentieren verborgen, als würde sich die Musik dem fortschreitenden Alter der Protagonisten anpassen und schlaff am Pensionstresen hängen.
Doch gelingt mit "Broken" postwendend die Kehrtwende. Ein ungewöhnliches Werk, dessen ernste Grundstimmung in melodischen Passagen und einem markanten Finale ihre volle Wirkung entfaltet. Der eingängige Song zeichnet ein nüchternes Bild in tristen Schattierungen, in denen jedoch noch Hoffnung keimt. Mit"The Child Inside" erfolgt kurz darauf die obligatorische Martin Gore Solo-Nummer. Zu leisen Tönen, die eine dezent nocturnale Atmosphäre erzeugen gelingt ihm fast ganz ohne gewohnten Pathos ein kleines Highlight der ruhigen Sorte, das sich textlich in dunklen Momenten auslebt. Zu ruhig für Produzent Ben Hillier in seiner finalen dritten Zusammenarbeit mit der Band. Mit "Soft Touch / Raw Nerve" halten scheppernde Synthiehämmer pompösen Einzug. Der Track wirkt mit seiner manisch-monotonen Marschroute eher wie eine elektronische Fingerübung zu der Dave Gahan eine routinierte Performance gibt. Auch "Should Be Higher's" schwebende Produktion grüßt die darunterliegende Folk-Landschaft des Mississippis nur kurz und konzentriert sich auf futuristischer Mid-Tempo-Basis vornehmlich auf klassischen Synth-Pop, ehe "Alone" einen weiteren prägnanten Eckpfeiler der Delta Machine darstellt.
Im Dämmerlicht zu bedrohlichen Klängen, satten Bässen und religiösen Metaphern schwingt Gahan auf atmosphärischen Flächen hin und landet bei "Soothe My Soul" in pulsierender Technoästhetik, die den Song gleichzeitig spannend wie treibend macht. Zum Closer "Goodbye" gesellt man sich noch einmal rund ums Bluesfeuer mit gemütlich wippenden Gitarreneinsätzen, überproduzierter Hook, Blitzen, Piepen, Funkeln, Krachen. Ein großes Feuerwerk zum Schluss und eine auch im Angesichts des Abschieds von Hillier nette Idee, jedoch etwas anstrengend gerade gegen Ende.
Mit Delta Mache bleiben Depeche Mode sich trotz merklicher Einflüsse im Bluesbereich schlussendlich weiterhin treu und liefern ein unterhaltsames Spätwerk mit interessanten Konzepten. Manch Song mag etwas zu sehr in die Länge gezogen sein, anderswo wird das Tempo vorzeitig herausgenommen, große Momente werden dem Kollektiv untergeordnet. "Yes" mit Abzügen in der B-Note.
4/5
Gruß Max im Auftrag Stephan
Nach langem Testen auf den verschiedensten Brettern die für uns beide die Welt bedeuten und oft im Rap unterwegs, hat der Max es endlich hier hin geschafft. Heute ist ein Grund zu feiern, Max haut sein erstes Review heraus bzw. ich werde es gleich posten. Das hat den Grund, dass der Max im richtigen Leben sehr viel zutun hat und er und ich noch nicht dazu gekommen sind den Blog zu synchronisieren. Aber bevor hier ein „in Arbeit“ Schild aufgestellt wird dachten wir beide lieber raus damit.
Die Annahme, dass Depeche Mode experimentierfreudig bei der Gestaltung ihrer Akustikwelten sind, wurde im Laufe der 12 Studioalben oftmals eindrucksvoll bewiesen: Rockige Elemente, Gospelansätze oder bluesumwitterte Schmeichler wie "Sweetest Condition" vom visionären Exciter zieren die reichhaltige Liste an unterschiedlichsten Stücken die in ihrer Gesamtheit stets präzise justierte Elektronik vereint.
Nachdem sich in den 2000er Jahren nach anfänglichen Versuchsläufen in kühl-orientieren Soundflächen mit Restrisiko erst eine Back-to-the-Roots Laune einbürgerte, die im erneuten Ausflug gen abstrakter Astralspähren gipfelte, stand 2013 ganz im Zeichen des Mississippi-Deltas. Dort wurde Anfang des 20ten Jahrhunderts der Delta Blues geboren und in dortigen Gewässern warf Band-Leader Martin Gore den Anker aus, um den malerischen Stromschnellen und der fließenden Bluesromantik einen gehörigen Schuss maschinell produzierter Synthiewogen zu verpassen. Den verträumten, über der Flussmündung tanzenden Noten einen elektronischen Anstrich zu verleihen schien eine spannende Reise zu garantieren, die auch alteingesessene Hörer zu einer Buchung verführen sollte.
Ob sie noch immer die weltbeste Elektro-Kombo seien, wurde in dieser Zeit Sänger Dave Gahan von Journalisten gefragt und schmetterte diesen breit grinsend ein lässiges "Yes" entgegen. Gerade aufgrund solcher Aussagen standen nach Veröffentlichung der Vorabsingle "Heaven" die gleichen Schreiber erneut fragend da. Die schwere, gar feierlich vorgetragene Ballade war der exakte Gegenpol einer temporeich inszenierten Vorstellung wie sie Depeche Mode üblicherweise als erste Reize aussenden. Doch hinter vordergründiger Melancholie lag auch die eigentliche Stärke in Taktwechseln, die mit Klavieranschlägen versehen aus schleppender Schwermut eingängigen Electro-Blues kreierten.
Dabei eröffnet das Album anders, ganz anders. Ein dumpfes Röhren ertönt - Erinnerungen an Exciters "Dead Of Night" werden wach - und eine rhythmisch untypische Drumabfolge setzt asynchron zu Gahans ersten Auftritt ein, der den Hörer gesanglich höchst anspruchsvoll begrüßt."Welcome To My World". Diese präsentiert sich in der Folge als fein gestricktes Netz aus wuchtig zuckenden Synthesizern, die in ihrer flirrenden Struktur einen idealen Gegenpart zum getragenen Gesang bilden.
Gahans Wirken ähnelt dem eines Predigers, der mit kraftvoller Stimme die Zuhörer in seinen Bann schlägt. Ein moderner Würdenträger, der im soundtechnisch dynamischen "Angel" kurze Augenblicke der Ruhe auskostet um Energie zu tanken.
Deutlich bodenständiger wird es bei "Secret To The End", dessen waberndes Soundbild samt sich hypnotisch wiederholender Hookline vertrautere Wege einschlägt, auch klingt Gahan weniger mahnend, denn nostalgisch aufgelockert trotz Thematik zwischenmenschlicher Missstände. Das ausgedehnte Outro entlädt ein tosendes Synthiegewitter dessen reinigende Wirkung die zuvor beklagten Sorgen wegwäscht. Auf rein instrumentale Tracks verzichtet das Album, doch gönnt es einigen Songs verlängerte Spieldauern, die für das pure Zelebrieren genutzt werden. So auch beim puristisch anmutenden "My Little Universe", in welchem eine Vielzahl minimalistischer Effekte zu einem verspielt dichten Gesamtpaket aufbereitet werden, das zum Ende hin düster-sterile Klangfelder formt, deren Sogwirkung den Song auch nachhaltig wirken lassen. Ein wiederum gelungenes Experiment, das sich jedoch von der Grundthematik des Albums stark unterscheidet.
"Slow" definiert seinen Verlauf schon alleine im Namen. Behäbig in der Ausführung, Gahan wirkt müde und zerbrechlich, plätschert das Stück dahin. Statt des mächtigen Delta-Stroms wird vielmehr eine trübe Kahnfahrt geboten. Der Blues verwässert, die Energie bleibt ungenutzt im Lamentieren verborgen, als würde sich die Musik dem fortschreitenden Alter der Protagonisten anpassen und schlaff am Pensionstresen hängen.
Doch gelingt mit "Broken" postwendend die Kehrtwende. Ein ungewöhnliches Werk, dessen ernste Grundstimmung in melodischen Passagen und einem markanten Finale ihre volle Wirkung entfaltet. Der eingängige Song zeichnet ein nüchternes Bild in tristen Schattierungen, in denen jedoch noch Hoffnung keimt. Mit"The Child Inside" erfolgt kurz darauf die obligatorische Martin Gore Solo-Nummer. Zu leisen Tönen, die eine dezent nocturnale Atmosphäre erzeugen gelingt ihm fast ganz ohne gewohnten Pathos ein kleines Highlight der ruhigen Sorte, das sich textlich in dunklen Momenten auslebt. Zu ruhig für Produzent Ben Hillier in seiner finalen dritten Zusammenarbeit mit der Band. Mit "Soft Touch / Raw Nerve" halten scheppernde Synthiehämmer pompösen Einzug. Der Track wirkt mit seiner manisch-monotonen Marschroute eher wie eine elektronische Fingerübung zu der Dave Gahan eine routinierte Performance gibt. Auch "Should Be Higher's" schwebende Produktion grüßt die darunterliegende Folk-Landschaft des Mississippis nur kurz und konzentriert sich auf futuristischer Mid-Tempo-Basis vornehmlich auf klassischen Synth-Pop, ehe "Alone" einen weiteren prägnanten Eckpfeiler der Delta Machine darstellt.
Im Dämmerlicht zu bedrohlichen Klängen, satten Bässen und religiösen Metaphern schwingt Gahan auf atmosphärischen Flächen hin und landet bei "Soothe My Soul" in pulsierender Technoästhetik, die den Song gleichzeitig spannend wie treibend macht. Zum Closer "Goodbye" gesellt man sich noch einmal rund ums Bluesfeuer mit gemütlich wippenden Gitarreneinsätzen, überproduzierter Hook, Blitzen, Piepen, Funkeln, Krachen. Ein großes Feuerwerk zum Schluss und eine auch im Angesichts des Abschieds von Hillier nette Idee, jedoch etwas anstrengend gerade gegen Ende.
Mit Delta Mache bleiben Depeche Mode sich trotz merklicher Einflüsse im Bluesbereich schlussendlich weiterhin treu und liefern ein unterhaltsames Spätwerk mit interessanten Konzepten. Manch Song mag etwas zu sehr in die Länge gezogen sein, anderswo wird das Tempo vorzeitig herausgenommen, große Momente werden dem Kollektiv untergeordnet. "Yes" mit Abzügen in der B-Note.
4/5
Gruß Max im Auftrag Stephan
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