Die
Mutter meines besten Freundes war da und ich …...(hier fehlt ein
Textbaustein) sie dafür.
Mit
16 Jahren, auf irgend einer Party im Keller meines besten Freundes
hinter der Stereoanlage stehend, reichte mir ein Schulfreund eine
Platte hinter die Stereoanlage und sagte: Spiel mal „Magic Bus“!
Dem leistete ich auch Folge.
„Magic
Bus“ ist ein Stück auf der „Live At Leads“ von 8:39 Spielzeit
und ihre damalige Hitsingleel (26 UK / 25 USA). Ein monotoner (Latin
Percussion Instrument Claves) Rhythmus von Entwistles legendären
Basslauf getragen, etwa 4 min lang, dann explodiert der Bus.
Eingeleitet durch die Gitarre (Windmühle) von Townshend spielt Moon
sich die Seele aus dem Leib. Da die E - Gitarre damals schon mein
Lieblingsinstrument war, neben dem Rockklavier (Freddie), drehte ich
den Regler der Anlage auf Anschlag. Kaum 1 min später stand die
Mutter meines besten Freundes unten im Keller und schrie: „Das ist
doch „The Who“, oder, Stephan?“ „Nein das ist ein
Zauberbus“, antwortete ich. „Mach lauter“, rief sie quer durch
den Keller und begann zu tanzen. Erst als ich zwei Mal in voller
Länge „Live At Leads“ aufgelegt hatte, ging sie die Mutter meines
besten Freundes, Schweiß gebadet und glücklich in ihr Bett. Sie
hatte gut abgerockt, dagegen ist Wacken heute Ringelpitz mit
anfassen. Hinter meiner Stereoanlage (waren die Kompaktanlagen
damals Teile!), versteckte ich mich zwischen ungläubigem Staunen und
Gänsehaut in Frostbeulengröße.
Am
nächsten Tag fragte ich sie nach der Schule, woher sie „The Who“
kenne und sie erzählte mir, dass sie „The Who“ ein Jahr vor der
Geburt meines besten Freundes in Leads gesehen hätte. Sie hatte dort
eine Studienfreundin, die sie dazu eingeladen hatte. „Gott, lass
mich gut 20 Jahre älter werden - auf der Stelle und sofort!“,
dachte ich. Nun gut, die Platte hab ich einfach behalten und so wurde
sie ein Fetenhit meiner Zeit. Die Zeit, der Mutter
meines besten Freundes, ihre jungen Jahre müssen aber wirklich
großartig gewesen sein.
„Live
At Leads“ ist ein Livealbum, bei dem man sich wünscht, dabei
gewesen zu sein. Alle Mitglieder von „The Who“ waren im vollen
Saft, so klingt die Platte auch heute noch. Sie hat ja auch mehrere
Restaurationen und Erweiterungen hinter sich, hier bespreche ich das
Stream Album von Amazon Prime (Live At Leads 25th Anniversary
Edition). Das Publikum geht gut mit und The Who bindet es wunderbar
in ihre Show ein. So nah wie dort, kann man nur in Wirklichkeit einem
seiner Stars sein. Deutlich wird das bei der Minioper „A Quick One,
While He’s Away“. Daltrey überlässt die Rollenverteilung fast
den Leuten, als ein Bandmitglied (vermutlich Thownsend) einen Einwand
hat, unterbindet Daltrey seine Worte. Buhs, Ahs, Ohs, Klatschen,
Stampfen sind die Folge. Das muss sich
sehr gut angefühlt haben!. Die Luftgitarre die ich jedes mal heute
noch aufführe, will keiner sehen. Wie eine Band live die Zuschauer
mit einbinden muss, dafür ist „Live At Leeds“ quasi eine
Schablone. Dafür braucht es auch kein Video.
Das
Album hat aber unendlich mehr zu bieten. „The Who“ hatten ihr
Hitalbum „My Generation“ 5 Jahre hinter sich, „Tommy“ (1969)
wurde fast gleichzeitig zu „Live At Leads“ (1970) heraus
gebracht. „The Who“ hatten neben den beiden anderen Großen
(Beatles, Stones) der auslaufenden sechziger Jahre, ihren Platz
eingenommen. Alle vier damaligen Bandmitglieder waren auf der Spitze
ihres Könnens angekommen, sie waren auch zwischen menschlich damals
eine Macht. Die Rollenverteilung innerhalb der Band war klar
akzeptiert. Thownsend schrieb hauptsächlich die Songs und mit seiner
Gitarre, die den Punkrock und Wave voraus nahm, bestimmte er, wohin
die Reise geht.
Daltreys seine Stimme beschreibe ich als passend zum Who Sound und
keiner stellte das in Frage. Auf der Scheibe hört man, wie sie ihren
Auftritt genossen, Daltrey redet sehr viel und die Bandmitglieder
lachen, scherzen mit ihm und untereinander. Auch ist „The Who“
noch nicht so laut (später bespielten sie Hallen mit 130 Dezibel),
ich würde die Lautstärke als beschwingt beschreiben, genau richtig.
Dem Schlagzeugspiel von Moon hört man seine Jazzschule (Gene Krupa)
noch an. Entwistles (The Ox) sein Bassspiel zeichnet sich durch die
Coolness aus und die Ruhe, die er dseiner Band damit gab. Das alles zusammen hat selbst heute noch eine tolle
Energie bzw. Power, die mich zu diesem Review inspirierte.
Ausgerechnet
das Live Album von The Who als mein Meilenstein? Im Laufe dieses Reviews
hat sich die Frage eigentlich beantwortet. Natürlich werden nun
einige sich fragen, warum nicht „Tommy“, „Quadrophenia“ oder
„Who's Next", also Studioalben von „The Who“. Aber viele
werden mit „The Who“ ähnliches verbinden wie mein Erlebnis mit
der die Mutter meines besten Freundes. Etwas, was man live erlebt
hat, wo man dabei war. Was einen ein Lächeln ins Gesicht zaubert.
Das ist „The Who“, „The Who“ waren die ersten die man nicht
kennen musste als Band bzw. ihre Musik. Man hörte sie, und die
Situationen die sie provozierten, sorgten für diesen Aha – Effekt.
Worauf anders bei „The Who“ als wie auf einem Live Album, wird
man das besser empfinden können? Dazu leise gedacht, als jemand der
mittlerweile alles von „The Who“ kennt. Die Fülle an
Material, die Hit-dichte ihrer Studioalben ist so groß, dass es nur
ungerecht wirkt, wenn man da ein Album raus nimmt und zum Meilenstein
kürt.
Auch
wenn The Who, bis zum Erscheinen von „Live At Leads“,
erst sechs Jahre als Band existierten, es kennzeichnet ihre
künstlerische Mitte. Den Einfluss, den sie durch spätere Alben
„Quadrophenia“ bzw. durch „Tommy“ auf Künstler
(Konzeptalben, Bowie, Pink Floyd) nahmen, zeichnete sich ab u. bereitete
sie vor mit diesem Live Album. Was die Veröffentlichung von anderen
Live Alben anderer Künstler betrifft, war „Live At
Leads“ eine Musterschablone, die heute für aktuelle Künstler noch
inspirierend wirken kann. Als Anspieltipp würde ich alle verfügbaren
Restaurationen, Orginale, remastered/remixed Versionen die man
bekommen kann empfehlen, egal ob mit oder ohne Tommy, ob Leads oder
Hull. Die Alben werdend dich ohne Fragen staunend und. glücklich
umhauen, so wie mich die Mutter meines Freundes umgehauen hat.
Gruß
Stephan
P.S.: Die Mutter meines Jugendfreundes tanzt heute im Himmel, falls es einen gibt? Jedenfalls finde ich den Gedanken tröstlich, das ihre Hüften (und nicht nur die) heute für Stimmung sorgen, im Rockolymp!
P.S.: Die Mutter meines Jugendfreundes tanzt heute im Himmel, falls es einen gibt? Jedenfalls finde ich den Gedanken tröstlich, das ihre Hüften (und nicht nur die) heute für Stimmung sorgen, im Rockolymp!
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