Ich kenne Dietmar Hopp nicht. In den Medien wird dargestellt das der
Fußballmäzen und Milliardär mit SAP Anteilen zu seinem Geld
gekommen ist. Mitbegründer SAP steht da überall. Aber was heißt
das? Hat er damals in den achtziger Jahren mit ein paar Freunden bei
einer gemütlichen Runde Bier die Idee gehabt, DE braucht ein
Softwareunternehmen und wir organisieren eine Horde von
Programmierern, um die deutsche Industrie mit exklusiver
Software, unabhängig vom Weltmarkt zu machen? Das ist keine
schlechte Idee, nur sie rechtfertigt nicht das ein Dietmar Hopp,
Jahre später, Aktienmilliardär geworden ist und so richtig auf
dicke Hose machen kann.
Fußballmäzen,
Förderer der Krebsforschung nur zwei Gebiete die ich befürworte und
richtig gut finde. Nur geht das nicht auch leise? Nein natürlich
nicht, gerade Fußball ist die Klammer die alles u. jeden verbindet,
als deutsches Kulturgut. Vierfacher Weltmeister, Bayern München,
Schalke 04, Dortmund da darf Hoffenheim nicht hinten rüber fallen!
Nein ich möchte Hoffenheim als Fußballverein nicht absprechen,
höherer Gefilde in Europa oder gar Weltweit erreichen zu wollen. Ich
spreche Hoffenheim ab, das sie so tief verankert sind in einer
Fußballkultur, wie eben Bayern München, Schalke 04 o. Dortmund. Was
ist den diese Fußballkultur?
Bei Schalke und
Dortmund kann man sagen, beides Vereine die von einer Arbeiterklasse
gegründet worden sind und bis heute von der Gesellschaftsschicht
getragen werden. Das diese Gesellschaftsschicht mittlerweile nicht
mehr aus Kohle und Stahlkumpel besteht sollte klar sein. Bei Bayern
München sieht das anders aus. Spätestens durch die lange Führung
von Uli Hoeneß ist Bayern München endgültig zum Synonym für Geld
geworden. Die Kommerzialisierung wird aber von allen drei Vereinen
weiter betrieben und orientiert sich am Weltfußball, wo für Spieler
bis zu 200 Millionen Euro hin gelegt werden. Immer geht es nur im die
Milliarden und Millionen?
Nein, die Zeit als
ich selbst auf dem Bolzplatz stand oder meine Sohn eben auf diesen
begleitet habe möchte ich nicht missen. Das verstehe ich unter dem
Kulturgut Fußball. Dabei muss ich auch immer an das Pokalhalbfinale
1984 denken. Schalke 04 vs. Bayern München im Parkstation.
Endergebnis 6:6. Wohl das mit Abstand Irrste was ich je gesehen
habe im deutschen Profifußball. Damals stand ich in der Nordkurve
und das als Anhänger der Spielweise die damals Bayern München
zelebrierte. Die Nordkurve wo Schalkes Hardcore Fans hauptsächlich
standen und fleißig Bayern München Fahnen verbrannten. Natürlich
hab ich mich lange zurück gehalten und meine Liebe zum Spiel nicht
offen gezeigt.
Mein Kumpel Jörg
war schon immer Schalke Fan, aber nicht nur wegen der Spielweise,
Schalke war zu dem Zeitpunkt Zweitligist. Sondern weil sein Vater
politisch engagiert war (kommunale Partei) und ihm diesen Teil vor
gelebt hatte. Bayern war nach 10 min. mit 2 Toren in Führung, nach
gut 20 min. hatte Schalke aus geglichen. In der 70 min. war dann
plötzlich und völlig unerwartet Schalke mit 4:3 in Führung. Für
gut 10 min. war ich auf Seiten des Underdog Schalke, ganz richtig.
Etwa in der 80. min. erkämpfte sich München wieder das Unentschieden
(4:4) und so kam es zur Verlängerung. In der spielte Bayern sich
wieder eine Führung raus (5:6), gut 2 min vor Ablauf der
Verlängerung stand das gesamte Stadion (71 tausend durften rein/78
tausend hatten sie rein gelassen) Kopf. Die letzten 2 min. Spielzeit
zeigten sich sämtliche Emotionen die Fußball als Kulturgut bereit
hält. Die Fans peitschten Schalke an, noch ein letztes Mal alles zu
geben und ihren Traum wahr werden zu lassen. Der kleine Schalker
Olaf Thon, der in der Folgesaison (87/88) nach Bayern wechselte, bekam den
Ball auf seinen linken Schlappen und haute diesen ins rechte obere
Eck zum Endergebnis (6:6). Ich schwöre, ob Bayern Anhänger oder
Schalke Fan, nach dem Schlusspfiff lag man sich in den Armen und
freute sich das man so ein wahnsinniges Spiel gesehen hatte. Warum
erzähle ich das eigentlich?
Ich bin der
Überzeugung das Dietmar Hopp das gleiche ist, was damals Bayern
München nicht nur für den gemeinen Schalke Fan war. Ein Symbol für
alles ist kaufbar. In Wirklichkeit ist ein 6:6 nicht kaufbar. Das
war Fußball den man von der Leine gelassen hatte und sämtliche
Emotion setzten sich frei. Natürlich würde ich niemals den Herrn
Hopp als Hurensohn bezeichnen, aber damals gab es auch Fans die
Bayern Fahnen verbrannten in der Nordkurve. Olaf Thon wurde auch nach
seinem 6:6, was für ihn wahrscheinlich das Karrierehighlight war,
als Hurensohn bezeichnet, weil er nach Bayern wechselte. Er hat es
ertragen und das war es! Das würde ich dem Herrn Hopp auch
empfehlen, das würde ich den Medien empfehlen, ertragt den Spot u.
die Beleidigung und passt auf das sämtliche Kommerzialisierung sich
nicht alles unter ordnet u. einverleibt, wo doch das Chaos die schönsten Emotionen
hervorruft.
Gruß Stephan
P.S.: Warum geht ein Herr Hopp meinetwegen mit Security, nicht einfach zu den Plakaterstellern in die Kurve und spricht sie direkt darauf an es zu entfernen? Ich halte jede Wette, klein mütig packen sie es ein und zischen ab. Weil eigentlich haben sie nur den Wunsch, Traumfußball zu erleben.
P.S.: Warum geht ein Herr Hopp meinetwegen mit Security, nicht einfach zu den Plakaterstellern in die Kurve und spricht sie direkt darauf an es zu entfernen? Ich halte jede Wette, klein mütig packen sie es ein und zischen ab. Weil eigentlich haben sie nur den Wunsch, Traumfußball zu erleben.
Hallo Stephan,
AntwortenLöschenvielen Dank für deine Offenheit und die herzlichen Worte. Sie machen in diesen schweren Zeiten Mut!
Was soll ich sagen? Einmal ging ich tatsächlich in die Kurve und sprach einen dieser Chaoten an: "He, mach doch jetzt mal das Plakat weg. Nervt doch nur noch."
Hat er dann auch eingesehen und meinte: "Ja Dietmar, hast ja recht. Ich weiß auch nicht, was mit mir los war."
Anschließend lagen wir uns in den Armen, er mit BVB-Schal, ich mit einer 12.000 Euro teuren Hoffenheim-Krawattennadel, und haben noch die restlichen 83 Minuten eines sehr bewegenden Traumspiels zusammen genossen.
Herzliche Grüße
dein Dietmar