Gleißende Astraloasen - Pierre Estève (Atlantis Evolution Soundtrack, 2004)

Metallene Hallenstrukturen im Antlitz des Mechanisten. Kern uralter Technologie und zentraler Fixpunkt der Handlung. Schnitt nach außen: Lichtdurchflutetes Buschland umrahmt vereinzelte Hüttendörfer, Horte ewiger Fron unter den strengen Augen der Götter. Das neue Atlantis.
Jene Götterfiguren untersagen jegliche kreative Betätigungen oder familiäres Miteinander. Lebensfreude wird endloser Verdammnis gleichgesetzt. Schwer gepanzerte, göttlich ernannte Polizei, Wächter genannt, patroulliert mit futuristischen Kampfgerät und Flugkörpern durch die blühende Dschungelkulisse. Den einfachen Menschen in ihren schlichten Bauten wird durch blechernes Grollen omnipräsenter Statuen stetig suggeriert, dass ihr Lebenssinn daraus besteht, sich zu Tode zu schuften. Bäuerliche Felder mit simpelsten Holzwerkzeugen bestellt, untermauern die karge Lebensrealität. Die Bewohner kennen keine nützlichen Gerätschaften wie Flaschenzüge oder Pflüge, die Erleichterung versprechen.
Natürlich regt sich in der Bevölkerung auch zarter Wiederstand gegen die autoritäre Gewalt, doch es fehlt ein strahlender Anführer, der Gott des Lebens. 1904. Der junge Fotograf Curtis Hewitt befindet sich gerade auf der Rückreise nach New York, als sein betagtes Schiff während eines tosenden Sturms sinkt. Er entkommt nur knapp der Aufruhr der Elemente, wird in einen Wellenstrudel gezogen und von einem atlantischen Ufo gerettet, das ihn ins neue Atlantis bringt. Nach dem Untergang des mystischen Inselreichs, haben fünf Bewohner die Herrschaft an sich gerissen und unterjochen als auserwählte Göttererscheinungen unter der Führung des herrischen Zanats, Schöpfer des Mondes und der Sonne, die darbende Bevölkerung.
Auf der Insel angekommen, entkommt Curtis den Wächtern und wird schnell als besonderes Wesen erkannt, dass dem ersehnten Retter optisch gleicht und dem der erbarmungslose Überwachungsapparat nichts anhaben kann. Er knüpft Freundschaften zu hilfsbereiten Einwohnern, jene die noch nicht der bleiernen Gehirnwäsche unterzogen wurden, löst Rätsel um Rätsel und taucht immer tiefer in eine Welt ein, die von toten Kopien regiert wird. Herrschaft der Leichen und Vergangenheit. Schlussendlich steht er Zanat gegenüber und stellt sich seinem Schicksal.
Der vierte Teil der Atlantis-Spielereihe präsentiert sich einmal mehr als malerisches Renderadventure, das von Tonarrangeur Pierre Estève akustisch blendend untermalt wird und Spieler, wie Hörer in soghafte Klangwelten entführt, die sphärisch fließend, wie sanft tupfend über der Szenerie schweben.

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