Benzingetränkte Entspannung - Die drei ??? und die Automafia Folge 53 (1991)

Willkommen zu Musikpiraten Teil 2. Nein? Doch! Ohh! Dies ist gänzlich positiv gemeint, habe ich doch eine gewisse Schwäche für die turbulente Crimebusters-Phase, stellt sie doch ein zeitdokumentarisches Novum innerhalb des Fragezeichen-Kosmos dar. Vorbei die Zeiten des verschlafenen Provinznests und vergrabener Schatztruhen in feuchten Piratenfelsen. Keine tänzelnden Schauerwesen in schememhaften Ruinenbögen, die das Gold der Wikinger, Azteken oder Mainzelmännchen für sich beanspruchen wollen. Nein, hier hält das neonfunkelnde Flair der späten 80er Jahre mit all den wallenden Fönfrisuren, penetranter Rockmusikbeschallung und markigen Karatekämpfen Einzug, dazu Unmengen an altersbedingten Jungs- und Mädelskram. Rocky Beach ist hier vielmehr buntgemischte Vorortsvielfalt vor den Toren L.A.'s denn geheimnisumwittertes Küstenstädtchen. Kein Wunder, dass im Laufe der Folgenreihe auch opulente Opernhäuser, hermetisch abgeriegelte Großbanken oder eine pulsierende Innenstadtstruktur die Normalität darstellen. Fehlt nur noch ein heimeliges Raketenstartgelände hinter Rubbish Georges Hüttenlager. Hah, eine typische Gregstone-Erfindung.

Zurück zum Grundsetting: In manchen CB-Episoden steht die Bühne eines akkurat geschnittenen Business-Parks mit gräulichen Industrieanlagen und blühenden Grünflächen im Vordergrund und kreiert ein anziehend monoton-hypnotisches Stimmungsgefüge. Waren in den grellen Musikpiraten noch auf dem Schrottplatz wummernde Tonbandmonstren und hektische Gangfights um blechern tönende Masterbänder tonangebend, führt die vogelwilde Jagd nach dezent übergeschnappten Autoschiebern durch düster-ölverschmierte Hinterhofgaragen, in Zigarrenqualm gehüllte Salsakneipen sowie heruntergekommene Musikverlage. Die drei Fragezeichen bestehen hier eher aus Detektiv Peter, Autofreak Justus und Casanova Bob, der sein nettestes Lächeln Don Salieris Tochter schenkt und sonst nicht viel zum vorhersehbaren Fall beisteuert.

Neu vorgestellt wird Justus' Vetter Ty Cassey, ein hochbegabter Autoschrauber, der von Zeit zu Zeit dem Schrottplatz einen helfenden Besuch abstattet und ansonsten planlos von einer Bierschenke zur nächsten trampt. Ganz im Geiste der Spencer/Hill Filme, doch geht hier nicht die Faust gen Westen sondern ein schicker Mercedes soll von Ty gegen einen Gegenwert von 100 Dollar vom beschaulichen Oxnard ins neuerdings brodelnde Rocky Beach überführt werden. Ein gewisser El Tiburon, windiger Bandleader einer Rocksalsakombo, gab den Auftrag den Wagen zu seinem angeblichen Bruder zu bringen. Dieser entpuppt sich jedoch als dubioser Kaschemmenwirt Jose Torres und streitet vor den Augen von Justus, Ty und der tumben Polizeitruppe eigentlich wenig überzeugend alles ab, was Ty aber nicht nur in die Bredouille sondern auch in U-Haft bringt. 10 Jahre zuvor war Cassey mit kleineren Straftaten polizeilich aufgefallen, sozusagen als eine Art Butch Cassidy anstatt Ty Cassey, doch galt er seither als geläutert. Jene übereifrigen Wachtmeister hatten ihn jedoch zuvor schon im Gebrauchtwagencenter heimgesucht und vehement auf seiner Schuld bestanden, da das perfide Autonapping in der Region Überhand nimmt. Kommissar Maxim vom knurrigen Sonderdezernat Autodiebstähle und Inspektor Cole werden als höchst voreingenommen und unfähig gekennzeichnet, von den drei Fragezeichen belächelt und wäre da nicht der legendäre Sergeant Cota mit seinem hilfsbereiten Blitzausdruck im Archiv, dieser Dilettantentrupp wäre auf dem besten Weg mein tief verwurzeltes Vertrauen in die Polizei nachhaltig zu erschüttern. Die durch die Ereignisse aufgewühlte Tante Mathilda schaltet sofort die kalifornische Antwort auf Matlock ein, um Ty zu unterstützen. Geld scheint in diesem Fall keinerlei Rolle zu spielen oder wurde mal wieder ein Novalux-Projektor aus den Untiefen der Schrottgebirge gefischt?

Unabhängig davon beginnen die drei Fragezeichen zu ermitteln, ihre Spur führt sie zu Bandboss Tiburon und seinen musizierenden Piranhas (wohl das kleinkriminelle Gegenstück zu den ausgeflippten Hula-Hoops), dem zwielichtigen Musikverleger Jake Hatch und in die faszinierende Welt des graffitidurchzogenen Lowrider-Lifestyles. Diese tiefer gelegten Automobile scheinen dem Erzähler allerdings genauso wie Tiburons unrasiertes Äußeres, auf den Magen zu schlagen. Seiner Meinung nach dienten jene umgestalteten Fahrzeuge einzig der reinen Selbstdarstellung und der anscheinend ungepflegte Hai im weißen Anzug müsse wohl so aussehen. Derart plötzlich offensiv vorgetragene Kritik bringt mich jedes Mal zum Schmunzeln und bleibt in Erinnerung, wie auch die gesamte beschriebene Szenerie in der die einzelnen Bandmitglieder in ihren Lowrider-Karosserien langsam durch die spärlich beleuchtete, nächtliche Nebenstraße gleiten. Da hat man den farbenfrohen Graffitizug schon vor dem geistigen Auge. Wäre da nicht Justus, der die typischen Umrisse eines Volvos auch mit verbundenen Augen im Schneesturm unter Wasser erkennen würde. Einer der wenigen Geistesblitze des einstigen Superhirns, der die Hälfte der Folge lieber mit einem Autokauf liebäugelt, brandheißen Neuigkeiten des ermittelnden Peters kein Gehör schenkt und dem später entlassenen Ty einen Großteil des Engagements überlässt.

So überspitzt will ich es jedoch nicht formulieren, der Spionagetrip in den rostig-knarrenden Garagenkomplex der Autoteilmafiosi samt surrenden Lastenaufzug ist durchaus spannend, auch wenn niemand von den Banditen etwas von Sicherheitstüren oder schieren Schlössern gehört haben will und schon lange klar ist, wer hinter dem ganzen Geschiebe steckt. Auch der eigentliche Twist mit den Lowridern wird eher entspannt abgehandelt, überzeugt aber als kreatives Element. Am Ende gibts noch bewährt CB-typisches Gekloppe gegen eine bewaffnete Übermacht, die kurz vor Transferdeadline verpflichtete Kelly darf das Schießeisen schwingen und der mental etwas bräsige Hai hat einen denkwürdigen Auftritt, in dem er in eineinhalb Sätzen von "Sie hat eine Waffe? Mir egal" auf ein "Ich weiß nicht, sie ist bewaffnet" umswitcht. Wenigstens darf der erste Detektiv kurz vor dem Schlussgelächter noch die unwürdigen Provinzbullen am Telefon zurechtstauchen und die Welt ist wiedereinmal gerettet. Gediegenes Trashflair trifft auf eher belanglosen Fall, doch die relaxte Stadtatmosphäre, markante Sprecherleistungen und ein generelles Latinostyle-Feeling runden das beschauliche Hörspiel unterhaltsam ab.

Kommentare