Gedopte Pfanzendünger - Die drei ??? Folge 60 - Dopingmixer (1994)

Dunkle Wolken über Rocky Beach, die einst stolzen Stadtfahnen wehen nur noch auf Halbmast. Ein mieser, brutaler Pflanzendieb treibt sein perfides Unwesen und überzieht die arme reiche Witwe Eleonore Sharp mit erschütternden Anschlägen. Diese residiert abgeschottet von jeglicher Verwandtschaft in einem feudal überwuchernden Biodom. Das Objekt der Begierde ist stets das kostbarste Grünzeug, das die schnippische Pflanzennärrin und Tante Mathildas selbsternannt beste Freundin, auf Lager hat. Kurzerhand verhaftet die resolute Mathilda die entsetzten drei Detektive in der heimeligen Zentrale, als sie "einmal ruhig zusammensitzen" und schleift die erstarrten Jungen in die Küche. Doch statt kurzen Prozess droht ein neuer, wirklich wichtiger Auftrag und eine pappsüße Kirchtorte als Vorschuss. Die drei Kammerjäger sollen für Recht und Ordnung im Sharp'schen Unterholz sorgen und den schurkischen Heckenstrolch dingfest machen.

Kurz nach dem Kirschtortenmassaker gehts mit vollen Bäuchen ächzend ab zur bösen Stiefmutter Eleonore. Diese ist wenig hilfreich, gar abweisend und auch die Detektive verspüren keinen großen Drang den banalen Pflanzenfall zu lösen. Auch auf wiederholtes Nachbohren Mathildas doch bitteschön endlich einmal aktiv zu werden, betreiben die Freunde allerhöchstens Dienst nach Vorschrift nach Ladenschluss, lassen sich jedoch noch gnädig dazu herab, ein Telefonat mit ihrer egalen Klientin zu führen. Diese wird dann auch prompt per Liveschaltung am rauschigen Telefonhörer vom Gebüschrambo angegriffen und niedergerungen. Sofort jagen die Freunde im Höllentempo zur Ökovilla, nur um den Erzähler die kompletten restlichen Parts zu überlassen, der die Gespräche über Prellungen und Täterbeschreibungen gänzlich entspannt nacherzählt und außer bedeutungsschwangerer Hintergrundmusik und wort- wie lustlosen Kiesgetrampel auf Mrs. Sharps Beeten sonst nichts mehr passiert. Gehen Sie weiter, hier gibt es nichts zu sehen. Irgendwann wird das apathische Getue der drei Satzzeichen der Auftraggeberin, namentlich Tante Mathilda, zu bunt und sie beschließt, höchstselbst ins Geschehen einzugreifen um den Bildermörder ähm Gewächsräuber zu stellen.

Dazu markiert sie Pflanzen mit Lippenstift, clever, und folgt deren Spur zum lokalen Gemüsebasar. Dort taucht dann auch der Unhold vor den Augen der drei ??? wie bestellt auf und zwingt den anstürmenden Peter mit einem beherzten Schwinger in die Magengrube in die Knie. Vor wem der Täter eigentlich ursprünglich flieht und wieso er so auffällig über den stickigen Marktplatz turnt bleibt im Nebel des Verborgenen. Aber auch dieser blinde Auswuchs an Gewalt scheint die verhinderten Ermittler weder an der Detektivehre zu kratzen, denn überhaupt zu interessieren. Gefühlte Wochen ziehen ins Land als sie den notorischen Strauchdieb ganz plötzlich, ganz zufällig beim Einbruch in die Pflanzenresidenz beobachten. Warum eigentlich? Statt Klarheit über dieses akut verspätete Manöver bekommt der aufgeheizte Hörer nun endlich handfeste Taten serviert und dem fiesen Pflanzengrabscher geht es endgültig ans Leder. Unter einem Dauerfeuer von Peters Fausthieben gibt er schließlich auf. Was folgt ist eine rührselig-komische Story über eine kaltherzige Dame, die ihrem studierwilligen Neffen den Erbgeldhahn verwehrt, so dass sich dieser nur noch mit krimineller Energie zu helfen weiß, anstatt sein Recht legal einzufordern. Dies bringt auch Justus auf die Barrikaden, der dem sturen Erben und praktisch allen zukünftig ähnlich gelagerten Fällen einen Riegel vorschiebt. So richtig Mitleid erregen will die Geschichte des entlarvten Diebs in Nöten jedoch nicht, hat er nachweislich eine ältere Frau krankenhausreif geschlagen, sowie auch bei Peter den Hammer kreisen lassen. Mrs. Sharp, die sowieso von Anfang an über die Identität des Einbrechers Bescheid wusste, lässt im abschließenden Disput mit Justus kein gutes Haar an ihrer hilfsbereiten Freundin und der amüsierte Erzähler haut nochmal ganz nonchalant einen generischen Moralspruch raus. HAHA. Schlusslacher gibt es keinen, doch die braven Bürger von Rocky Beach können wieder ruhig schlafen, denn der Dopingmixer ist gefasst.

Warum eigenlich Dopingmixer? Mir war doch so, als hätte ich im Laufe des Hörreigens jemand zur Titelmelodie jodeln hören und war da nicht noch eine abstruse Räuberpistole über Doping, Eifersucht und Eitelkeiten? Tatsächlich schleicht sich im Mittelteil eine komische Geschichte über gekaufte Spieler ähm gedopte Sprinter ein. Wer jetzt aber glaubt, dass hier eine Art kuriose Verbindung mit dem Pflanzenfall vorliegt, also eine Art Poltergeist für Arme, der irrt. Mrs. Sharp entpuppt sich eben nicht als zweite Francine Breckenridge und züchtet unter ihrem Gewächshäusern auch keine verbotenen Substanzen.

Nein, hier geht es vielmehr um einen "Fall", dessen Inhalt man locker auf eine nano-Sim-Karte schreiben könnte. Startpunkt des drögen Dopinggedöns ist eine Führung durch die Universal-Studios. Hier herrscht nicht nur ohrenbetäubendes Geschrammel im Hintergrund sondern auch Neidhammel Justus Jonas. Seine heiße Flamme Lys de Kerkeling verbringt auffallend viel Zeit mit Glenn, einem erfolgreichen Schüler der Santa Barbara High School, der in Wettkämpfen viel zu schnell rennt und es auch noch wagt, gegen den allmächtigen Peter zu gewinnen, der danach wie ein junger Hund keucht. Das darf natürlich nicht sein, finden zumindest die zwei Lokalpatrioten Peter und Just und bringen den zuständigen Detektiv für Recherchen und Archiv Bob Andrews in seinem fundamentalen Gerechtigkeitssinn vollends auf die Palme. Er legt eine minutenlange "Musik des Teufels" Gedächtnisrage aufs Parkett, dass die Boxen nur so wummern. Um ihn nachhaltig zu überzeugen, zaubern die ersten beiden Detektive plötzlich "das Buch der Mary Sullivan" aus dem Hut. Kein düsterer Blair Witch Roman, sondern knallharte Anti-Doping Fibel. Dies wirkt wenig sinnig, ist der zeitliche Abstand zum Vortag viel zu gering um dicke Fachbücher zu wälzen und Justus' Motivation hier vielmehr seiner brennenden Eifersucht geschuldet. Verwirrend wirkt auch, wer hier wo eigentlich trainiert. Ständig wird von irgendeinem Stadion gesprochen in dem sich die ganze Bagage trifft, von der high school Santa Barbara, Santa Monica oder Santa Maria, whatever. Einem augenscheinlich stummen Pauker namens Mr. Field, einem dubiosen Wolkenmann und Trainer Tim Potter, der in seinem Zauberlabor sämtliche Elixiere und Sprüche auf seinem quitschenden PC speichert. Der Einbruch in besagte Einrichtung ist zugleich das spannendste Element und die Vorstellung, wie sich Justus bei der Flucht durchs Fenster zwängt..köstlich, fast wie die Kirchschtortenorgie.

Weniger gelungen ist die pathetische Stadionrede a la "Mein Name ist Glenn Miles und ich bin gedopt und laufe nicht gegen Leute, die nicht sauber sind, weil ich bin selbst nicht ganz sauber in der Birne" des geläuterten Glenns vor dem großen Finalsprint. Erinnerungen an Fight Clubs "Sein Name ist Robert Paulson" werden da wach. Überhaupt ist es Lys, die hier den Fall zusammen mit Lover Glenn und Mr. Field löst. Streiten die drei Fragezeichen einmal nicht, verdächtigen sie den falschen ("MR FIELD, DER gehört auch dazu" - Nein Justus, du liegst falsch") oder erkennen Haupttäter Dr. Landman nicht, obwohl der ihnen zu Anfangs direkt von Glenn und seinem gleichtönenden Kumpel Benny vorgestellt wurde und direkt mit seiner Leistungsgeilheit auffällt. Sie verbringen lieber die meiste Zeit mit dem phlegmatischen Sportreporter Mr. Hutchins(on Hatch), der sich weder Namen, noch Gesichter merken kann oder will, aber endlos über Sein oder Nichtssein der Dopingbranche schwadroniert. Und wer zur Hölle war eigentlich dieser ominöse Handlanger Ed Bannister, der mit Justus für den Hörer unhörbar irgendwann mal zusammengestoßen sein soll und dann auch noch den vom Erzähler zuvor hochgelobten Luxuskarren von Mr. Field ansteckt.

Viel zu viel in diesem Hörspiel wird nur nacherzählt, passiert im Off oder wird wie auch Glenns Verschwinden einmal kurz erwähnt und im Verlauf unter den Teppich gekehrt. Typisches 90er Jahre Rocky Hills 90210 US-Feeling findet dennoch ab und an statt, die Thematik war damals zumindest brandaktuell und die generelle Kurzweiligkeit sorgt dafür, dass es beileibe nicht der "mieseste Fall den wir jemals hatten" ist.

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