3 Sekunden Island - 3 Sekunden Island Albumreview

Wortkarg, doch mit wissendem Blick überreicht mir Stephan den symbolischen Umschlag. Inhalt: 3 Worte. Drei Sekunden Island. Drei Fragezeichen. Was bleibt ist Schweigen.

Was fiel auf? Zuerst einmal das Positive: 10 Tracks, alle so um die drei Minuten Marke. Manchmal auch weniger. Gut so. Jedoch leider nie die versprochenen drei Sekunden.

Das Intro? Ein starkes Instrumental. Bebende Klänge wirbeln Geröll und Staubschichten durch sattgrüne Gebirgsketten. Der Sound erinnert entfernt an die pompösen Soundtracks der Halo-Spielereihe. Schon sitzt man mitten im spieleigenen Warthog und ballert aus allen Rohren auf buntfiese Alienbanden. Man wäre doch besser dabei geblieben.

Denn schon im zweiten Track wirds zappenduster. Denn dann betritt ein Sänger den bis dato beschwingten Raum. Und der geht auch nicht mehr weg. Der bleibt. Leider.

Die Performance dieses Sänger, Kopf hinter dem gesamten Projekt, krankt an altbekannten Deutschpoetproblemen. Dünnes Stimmchen auf der Gymnasialaientheaterbühne in der Aula. Er haucht vom großen Leben, dem Nomadendasein, ringsum die Wälder, über ihm der Mond und es passiert einfach nichts. So reiht sich ein Song an den anderen. Endlose Leere in lakonischen Weiten, ab und an unterbrochen durch gelungene Soundtüpfelchen, die ein gewisses Maß an Atmosphäre vermitteln. Eben diese wird jedoch durch den banalen Gesang konstant gestört.

"Polarlicht", "Morgentau", "Wolf".  Man kennt die Reise schon auswendig, bevor die Tickets gelöst werden. Ein immergleiches Zurückziehen in selbstgebaute Isolation. Ferne Länder, Bergkulissen, der Zauber Islands. So weit, so langweilig. So enttäuschend. Eben, weil es so viel besser angefangen hatte.

Schon nach der Hälfte des Albums hat man alles gesehen, gehört, erduldet. Der Blick zur Uhr und Tracklist ständiger Reisebegleiter. Die Reduktion ins Elementare, fernab vom Lärm inmitten der rauen Natur mag für ihn selbst eine Erfahrung auf der Suche des eigenen Ruhepols gewesen sein. Für den Hörer wirds brutal öde, auch weil jedes Aufblitzen guten Sounddesigns schnell torpediert wird. Hier und da ein lauterer Ton, ein Knacken, Surren und schon wieder zwei Tracks lang trübe Zweckreimmonotonie ohne Höhepunkte.

Features sind fremdländische Gesänge, schlicht der Stimmung wegen, ohne den blankesten Mehrwert. Mit zunehmender Dauer der selbstdarstellerischen Prozedur sehnt man sich immer schneller ans Ende dieses Selbstfindungstrips, der einem Gewaltmarsch immer ähnlicher wird.

Am Ende steht man vor einem Werk, das der Künstler wohl nur für sich selbst aus einer Art Stimmungsgefüge entworfen hat. Der ahnungslose Hörer muss da mit durch, ihm werden ungefragt schläfrige Gemütslagen aufgezwungen, die durch seichte Texte begleitet ins Bodenlose abdriften. Und das ist letztendlich schade, denn hinter all der Mühsal steht ein durchaus talentierter Musiker, der seine ansprechenden Klangideen ein ums andere Mal aus dem blassen Fahrwasser des Albums auftauchen lässt.

2/5

Kommentare

Kommentar veröffentlichen