Hallo ich bin Hallo - Die MC HOOBEE Story


 Am 11. Januar 2024 starb Arthur H. aus dem Kanton Aargau. Den hier lesenden Personen ist er womöglich besser bekannt als MC HOOBEE, für mich war er fumilauni, ein Internetfreund.

Ich habe lange darüber nachgedacht, wie ich hier rangehe, oder was ich überhaupt anlässlich dieses Jahrestages machen werde. Ich habe mich dafür entschieden, das Album zu besprechen, das ich mit ihm unter dem Pseudonym COCKSLAPWTF gemacht habe. Die zehn Anspielstationen will ich nutzen, um neben der Enstehungsgeschichte des jeweiligen Liedes auch immer die Person MC HOOBEE zu betrachten.

Das Album: 17 Uhr Steine

Am 09.12.2022 erschien das Album "17 Uhr Steine" zum Steaming und Download auf allen gängigen Plattformen. Als Urheber sind eingetragen MC HOOBEE und COCKSLAPWTF. Das Album umfasst 10 Anspielstationen. Es gibt Features von JOSE, Urli Limnoria, CAPSLOCKFTW, Don Wollo und DJ Ugly Katz.

Ich bin selbst überrascht, dass es dieses Album gibt, wenn ich so darüber nachdenke. Was sind die Chancen? Egal, ich habe es vorhin noch (zwei mal) gehört, und freue mich darüber, dass es existiert.

Denn es ist nicht nur eine Erinnerung an einen Freund, sondern auch an die Zeit, in der es entstand. Es war Ende 2022, Corona war überover, der Lautuser erst kürzlich aus dem Bebennetz vertrieben und die Vorfreude auf die kurz bevorstehende Graslegalisierung war unschuldig und frisch. Und ich war relativ neu im besten Bebennetz-Kanal des Internets. Einer der User, die ich nicht direkt zu Beginn hochsympathisch fand war fumilauni. Sein Schreibstil war abgehakt, lakonisch und gleichzeitig absurd, fantasievoll, und der schweizer Slang war gewöhnungsbedürftig.

Nachdem offensichtlich wurde, dass ich den Kanal nicht sobald wieder verlassen würde - zumindest vermute ich dies als Anlass - erreichte mich ein Query (irc'isch für DM) eines anderen Teilnehmenden, der mir dann erklärte, was mit fumi los war. Hebephrene Schizophrenie. Kannte ich nicht. 

Nach und nach erfuhr ich mehr und mehr über ihn, von ihm. Sein Leben, seine Vergangenheit, wie er war, was er dachte. Oft war nicht viel aus ihm rauszubekommen, aber immer mal wieder schimmerte (denke ich) auch hervor, wie er vor der Erkrankung war, lustig, nett, interessiert an Kunst, nicht auf den Kopf gefallen. 

In Phasen, in denen er mehr so war, schickte er auch manchmal, was er sagen wollte, ihm aber zu viel zu Schreiben war, über einen Sprachnachrichtendienst in den Kanal. Diese Aufnahmen, sogennante vocaroos, bilden die Grundlage für das Album. Der Enstehungsprozess ist damit keineswegs abgehandelt, doch für das Intro reicht es. "Hallo ich bin Hallo". Diesen Spruch hat er öfters gebracht. Ich weiß bis heute nicht, was genau das bedeuten soll. Ich habe nie gefragt, ich weiß auch nicht, ob es eine Antwort gegeben hätte. 

Im Albumkontext jedenfalls soll es heißen: "Ich bin da, hört mich an!", und enstsprechend klischeehaft kommt es mit Fanfaren und zu viel Hall auf der Snare Drum. Abwechselnd kommt immer einmal "Hallo ich bin Hallo" und eine Zeile aus einem der anderen Songs. Alle Schnipsel, die ich hier verwendet habe, sind so auch auf den anderen Songs des Albums zu finden. Wie jedes gute Intro wurde es als letztes gemacht. 

Sonst gibt es über den Song nicht so viel zu erzählen. Mir gefällt er, und ich finde, er erfüllt seinen Zweck. Die einzelnen Textzeilen können besser im Kontext der jeweiligen Songs betrachtet werden, musikalisch passiert hier nicht viel. Zu dieser Zeit habe ich noch sehr viel melodische Samples verwendet, hier sind die Drums und wahrscheinlich auch der Bass von mir, während der Rest ein Multisample aus dem Internet ist.

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Arthur H. alias fumilauni alias MC HOOBEE starb am 11. Januar 2024 an durch einen Blutverdünner ermöglichte inneren Blutungen in Folge eines Sturzes. Mittelbar starb er aber nicht durch die mögliche medizinische Fehlbehandlung, sondern durch die soziale Fehlbehandlung. Wie auch andere neurodivergente Personen litt MC HOOBEE sehr an der sozialen Ausgrenzung und der damit einhergehenden Einsamkeit, die Folgen seines veränderten Verhaltens waren. Mit einem funktionierenden, sozialen Netz hätte sein Tod verhindert werden können.

Wer sich dafür einsetzen möchte, dass in unserer Welt mehr für die psychosoziale Gesundheit von allen Menschen getan wird, kann zum Beispiel spenden. Ein geeignetes Ziel hierfür wäre zum Beispiel die Eckhart Busch Stiftung in Köln

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Dies ist der erste Teil der Reihe "Die MC HOOBEE Story". Zum zweiten Teil geht es hier lang.


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