Ausgefeilte Ästhetik - Echo (2017)

Betrachtet man die generelle Visualisierung mancher Projektarten, fallen einem schnell unterschiedliche Ansatzwege der Gestaltungsform auf. So geschehen in besonders puristisch hervorstechender Form im 2017 für den PC (und Playstation 4) veröffentlichten Echo.






In diesem Stealthactioner schlüpft man in die Rolle von En, einer klinisch-androgynen Skizzierung klassischer Abenteuerfiguren und erforscht die unterschiedlichen Ebenen eines gewaltigen Palastbauwerks, dringt immer tiefer zum Kern vor und stellt sich unzähligen Klonen seiner selbst. Zuerst entdeckte, bewegungsunfähige Teilstücke verkommen nach und nach zu diesen hochgefährlichen Kreaturen, deren mattschwarze Bosheit die glänzenden Oberflächen des Prachtbaus zu überziehen droht. Clou dieses Prinzips ist, dass jene Klonwesen die Bewegungsabläufe und Aktionen der Spielfigur erst lernen und jene dann nach jedem, plötzlich aufretendem Neustart des hochtechnologischen Gebäudes perfekt imitieren können. In diesen Rebootphasen verdunkeln sich die gleißenden Lichtquellen der hundertfachen Kronleuchter. Die vormals starren Imitationen erwachen, greifen erbarmungslos an und wenden die erlernten Fähigkeiten fortan auch in den erneuten Lichtperioden an. Somit wollen Waffeneinsatz wie schnelle Sprints wohlüberlegt sein. Der Spieler dagegen hat die recht geradlinige Aufgabe, diverse Gegenstände aufzusammeln und Energiequellpunkte zu aktivieren, um so auf der Erkundung des fremdartigen Alienpalazzos voranzuschreiten.

Da sich der Spielablauf bis zum philosophisch angehauchten Ende nur marginal ändert, ist eine gewisse Wiederholungsermüdung gegeben. In den finalen Levelteilen kommen zur schnell gewohnten Klonarmee noch exorbitant mächtigere Ungetüme hinzu, die Jagd auf beide Seiten machen. Die wahren Stärken liegen jedoch bei weitem an anderer Stelle. Der hypnotischen Atmosphäre.

Soghaft. Verträumt. Porentief rein und dennoch voll diffusem Unbehagen. Schon die Anfangsmomente bei wildem Schneetreiben auf der Suche nach dem Einstieg ins seelenlose Glanzgewölbe gestalten sich rau und ungezähmt. Befindet man sich dann im Inneren des Prachtkorsetts wandelt man die ersten Stunden in seltsam intimer Isolationsspähre durch hellfließende Gänge, marmorgefließte Hallen und imposante Treppenflure. Vorbei an prunkvollen Stühlen, opulenten Tischkonstruktionen voll feinsten Geschirrs, akurat geschnittenen Wasserbecken und kunstvoll verzierten Toren mechanischer Bauart. Eine steril geschmückte Symbiose aus Schönheit und Gefangenschaft, zu der sich in der Folge die erwähnten Zwillingswesen gesellen. Auge in Auge mit dem verdorbenen Spiegelbild in funkelnden Traumwelten.

Eingebettet in einer hochsphärischen Soundgestaltung, die mit ungeahnter Sanftheit an den inneren Ruhepol andockt. Das flirrend-schwebende Klanggewebe verlockt zum puren Durchatmen inmitten der mentalen Oasenwelt. In Gefahrsituationen entwickeln dann selbst die unterschwellig pulsierend eingeflochtenen Warntonvariationen eine paradoxe Sogwirkung.

Während des Geschehens hält die Spielfigur stetigen Funkkontakt zu einer KI mit männlicher Stimmlage, der einzige Fixpunkt in den grellleuchtenden Pomplabyrinthen. Die Stimmen beider Protagonisten tragen mit passendem Timbre zur einnehmenden Stimmungsdichte bei.

Das planetenüberziehende Palastbollwerk als Schauplatz einer ästhetischen Vision in majestätischer Klangkulisse, bei der selbst das innovative Spieldesign zur staunenden Randfigur verkommt. Echo ist ein echter Geheimtip.




Kommentare

  1. Danke dass du das wieder auf den Schirm bringst. Nach den ersten Teasern irgendwie wieder vergessen.

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