Ausgang - Die MC HOOBEE Story

"In den Ausgang gehen" ist Helvetismus für "ausgehen". Dieses für Münsterländer wie mich maximal exotische Deutsch, ist einer der beiden Faktoren, die Hoobees Kommunikationsgebahren trotz der repetitiven Eintönigkeit seiner Botschaften für mich immer spannend machen. Am 17.09.2022 erschien der Song "Ausgang" zum ersten Mal im Internet, in Form eines Youtube-Videos. Es ist der zweite Song, den ich mit Hoobee, für Hoobee gemacht habe, und bestärkt vom Feedback zum ersten ist dies der erste, bei dem ich mir richtige Mühe gegeben habe. Dass er trotzdem ziemlich amateurhaft geraten ist liegt an der langen Pause, die es in meinem musikalischen Schaffen gab.

Die Idee zu dem Song ergab sich aus einer Sprachnachricht, einem Vocaroo, in dem Hoobee über Wochenendpläne sinnierte, seine eigenen und die der anderen gromskies. Diese habe ich mit der Freiheit des CO-Autors neu angeordnet, um eine melancholisch-hoffnungsvolle Geschichte über die Vorfreude zu erzählen:

Also ich bleibe zuhaus, gehe nicht in den Ausgang, ist ja egal
Heute habe ich keine Pläne außer Bier zu trinken, Bier zu trinken und ääähhh - Bier zu trinken, ist ja egal
Heute habe ich keine Pläne außer Bier zu trinken, Bier zu trinken und ääähhh - Bier zu trinken
Vor dem PC, allein zuhause

Die erste Strophe beschreibt Hoobees Alltag leider nur viel zu gut. Das Einzige, was hier fehlt, hört mensch zwischen den in Autotune getränkten Lyrics, den durchgehend laufenden Fernseher. Fernseher, Laptop und Bier, das war der Stiso. Aber morgen dann...

Aber morgen dann - in den Ausgang
Aber morgen dann - mit eine Frau
Aber morgen dann - in den Ausgang
Aber morgen dann - mit eine Frau

Die Zeit, in der das Album entstand, war jedoch eine gute Zeit für Hoobee, zumindest in der Hinsicht, dass es etwas gab, dass diesen Trott unterbrach: den Ausgang, soziale Aktivität, die Hoobee viel bedeutete. Mit wem und wohin, dies sei später besprochen. Was? 

Aber morgen dann - Filet auf dem heißen Stein essen
Mit Reis und ähhhh - Bratensoße, ja
Mit eine Frau auf dem Sofa
Und dann gehe ich dann heim und schaue noch weiter ähhhh
Schlag den Star, äh ja, mit Bully Herbig und irgendeinem Max, aber ich kenne den gar nicht?
Ist ja egal egal egal

Seine Invalidenrente auf den Kopf hauen konnte er, dank des (noch) menschenwürdigen schweizer Sozialsystems mangelte es ihm nie an Geld. Er brauchte auch nicht viel, seine kleine Wohnung, sein Laptop, sein Fernseher, Bier und auswärts essen. Verschwenderisch war er nicht, stolz erzählte er von den 15k, die er auf der hohen Kante liegen hatte. Mir gefällt besonders der fast schon hämische Part über den Einheitsbrei der Rundfunkunterhaltung.

Nach einer weiteren Hook war es das dann mit der Geschichte über den Ausgang. Geschichten über seinen Ausgang erzählte er oft, und wenn ich über einen möglichen Besuch im Aargau fantasierte, dann stellte ich mir immer vor, wie er mich mitnahm in die Restaurants, von denen er erzählte. Hätte mir ein CB mit Chorizo und spanischen Käse geholt, in seinem spanisch-schweizerischen Lieblingsrestaurant... Leider würde das auf ewig eine Fantasie bleiben.

Musikalisch haben wir hier wieder ein schönes melodisches Sample, verträumt, dreckig, gemischt mit trappigen Hihats, einem akustische klingenden Synthie-Bass, und die unter katastrophalen Umständen entstandenen Vocals von Hoobee, mit Fernseher im Hintergrund und aufgenommen mit dem eingebauten Mikro seines Laptops, mit dem er bei uns im Kanal war. Ich finde den ganzen Song einfach sehr wholesome <3

Zum Song gab es zunächst ein Visualizer-Video von mir, wobei der Visualizer wohl ein cli-visualizer ist, den ich im Terminal laufen ließ. Diesen hat der beste Mann Paramann ParanoidAndroid (ja, der!) dann gesampled und damit ein eigenes Video gemacht, welches oben verlinkt ist.

Den Todestag habe ich um 3 Tage verpasst. Aber am 14. haben wir glaube ich final von seinem Tod erfahren. Is ja egal. Ich habs vorher nicht geschafft. Fortsetzung folgt, irgendwann.

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Arthur H. alias fumilauni alias MC HOOBEE starb am 11. Januar 2024 an durch einen Blutverdünner ermöglichten inneren Blutungen in Folge eines Sturzes. Mittelbar starb er aber nicht durch die mögliche medizinische Fehlbehandlung, sondern durch die soziale Fehlbehandlung. Wie auch andere neurodivergente Personen litt MC HOOBEE sehr an der sozialen Ausgrenzung und der damit einhergehenden Einsamkeit, die Folgen seines veränderten Verhaltens waren. Mit einem funktionierenden, sozialen Netz hätte sein Tod verhindert werden können.

Wer sich dafür einsetzen möchte, dass in unserer Welt mehr für die psychosoziale Gesundheit von allen Menschen getan wird, kann zum Beispiel spenden. Ein geeignetes Ziel hierfür wäre zum Beispiel die Eckhart Busch Stiftung in Köln

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Dies ist der zweite Teil der Reihe "Die MC HOOBEE Story". Zum ersten Teil geht es hier lang.

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