Mit festem Blick stets gen sternenglitzernder Himmelsbühne, deren weiche Schattenwürfe und milchige Glanzfäden auf eine langgezogene, nebelverhangene Brückenkulisse fallen, auf jener sich der Protagonist in "My Protector" durch gräuliche Schemenränder schält. Der treibende Opener, in warme, analog-galoppierende Synthwellen getaucht, zeichnet in feinen Synthiestrichen das intrinsische Tableau eines in sich gefestigten, allumfassenden Liebesbandes in der schiere Kraft blinden Vertrauens zueinander die Liebenden sicher über diffuse Untiefen balancieren, gar stolz schreiten lässt. In diesen schwarzen Fluten unterhalb des Stahlgeflechts bahnt sich "Tactile" seinen Weg als mystizistisch glühender Hoffnungsschimmer durch finstere Gewässer voll pluckernder Elektronikwogen und melancholischen Gitarreneinsätzen, die an schroffe Gesteinszüge branden, abtropfen und flackernd im endlosen Strudel der Sinne entschwinden.
Über jener denkwürdiger Szenerie schwingt Sänger Mark Hockings markantes Organ, welches im flirrenden Auge des Handlungsgerüsts kreiselt, dabei electro-verzierte, neon-beschienene Plateauebenen überfliegt. Mesh wollen kreieren, ihr Handwerk darlegen, mitreißen. Mal schwerelos im Raum mäandernd ("The Last One Standing"), verzerrt rockig in wabernd zirkulierenden Bassläufen auf der Überholspur der Astral-Highway drohend ("Kill Your Darlings") oder im instrumentalen Gewand anschleichend, ("Iris"), wo hauchende Silhouetten kontemplativer Spieluhrdissonanzen von scharfschneidenden Synthstößen zu nokturnalen Zerrbildern umgeformt werden. Die Stücke wirken organisch, ausgefeilt, entführen in klanglich-verträumte Bilderwelten. In "The Traps We Made" geht der imaginäre Blickwinkel zu schweren Pianothemen auf surrendem Akustik-Unterboden vorbei an Silhouetten obsidianschwarzer Monolithen, stummer Beobachter bohrender Selbstreflexion. Anderorten wirbelt "Runway" durch eichengesäumte Alleen, umspielt Baumkronen wie Blattwerk, vibrierend voller Lebenslust und Dynamik.
Einen weiteren Szenenwechsel vollführt "Before This World Ends", dessen sinnierende Klangfragmente über mit silbrigen Raureif gezuckerte Felder tänzeln und zu verzerrten Drumsets in einen wärmenden Chorus im Stile von 80er Soundscapes münden, der von Wiedergutmachung und späten Einsichten erzählt.
Musikalisch präzise arrangierte Gegenpole finden sich dagegen in den beiden darauffolgenden Stücken: Das erhabene "Two+1" entführt mit bleiernen Drums und getupft tönernen Klangsegmenten auf eine nächtliche, unwirklich schimmernde Waldlichtung, vom sternenklaren Firmament mit polarbläulichem Schein überzogen.
Looking Skyward.
"The Ride" wiederum umspannt mit fiebrig, in sich einander verwobenen Tonspiralen in pulsierendem Tempo eine Großstadtbühne voll verspiegelter Turmfronten mit grellen Leuchtschildern bestückt, jene Lichter der Stadt zwischen gähnend-tektonischen Häuserschluchten und urbaner Hektik. Vor den Toren des städtischen Rahmens fließt in der Ferne "There Must Be A Way", entschleunigt balladesk mit spacy Hookline, doch flehentlich, gar leise hilfeschreiend in Aussage und Wirkung. Einmal mehr sorgen die ausgedehnten Outros der Tracks für ein soghaftes Moment elektronischer Finesse. Die Musik darf atmen, sich sanft entfalten, legt sich wie ein warmweicher Schleier über Produktion und Hörer.
"The Fixer" beginnt majestätisch geheimnisvoll mit sphärischen Chören, die in eine hypnotisch-rasante Wellenarchitektur übergehen, deren vitale Klänge dem Song eine optimistische Aura verleihen, welche auch in dunklen, schwierigen Zeiten als Leuchtfeuer inmitten rabenschwarzen Seelen-Korridoren erstrahlt. Als finaler Kontrast steigt der sinistre Closer "Once Surrounded" hinab in tiefverkrallte Höhlensysteme, dunkelste Orte mentalisolierender Bürden, verblichener Freundschaften und lose fliegenden Erinnerungsfetzen an gute Lebensmomente. Als letzte Botschaft echoen die Worte "Just Stay Young" wiederholend durch die Melancholie bis sie sich zusammen mit den leiser schwingenden Synthkreisen in die tiefgeschwärzten Schatten zurückziehen, aus denen sie gekrochen kamen.
So endet eine denkwürdige Reise durch die Himmelsnacht mit feinskizzierten Porträts innerer Kämpfe, Emotionen und Lebensgefühlen, die abschließend versöhnlich, tröstend und besinnlich stimmen.

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