Melancholische Härte: "Prof. Sigmund Freud" (2011)

Im Jahr 2011 entstanden unter dem Berliner Hörspiellabel "STIL" ungemein komplex-hypnotische Hörspiele rund um den illustren Wiener Avantgardisten Sigmund Freud, der mit Hilfe eines Polizeibeamten bizarre Vebrechen aufklärt. Die Hauptrollen der preisgekrönten Reihe in 8 Folgen übernahmen Hans-Peter Hallwachs, Felicitas Woll sowie Andreas Fröhlich.

Hellwachs IST Freud. Die übrige Besetzung der erschütterlichen Thrillerdrama-Reihe überaus prägnant mit Felicitas Woll als fürsorgliche Tochterfigur arrangiert. Andreas Fröhlich wiederum gibt den introvertierten Gendarm Gruber in einer durchaus ernsten Rolle, die jedoch mit pointiert-trockenen Bemerkungen in dezent humorvollen Augenblicken auflockert. Die Grundstimmung in diesem hochatmosphärisch präsentierten Wiener Stadtbild Anfang der 1920er Jahre gebiert sich anthrazitfarben skizziert, trist und trübe. Düstere Momentaufnahmen einer vielgesichtigen Metropole hinter einem regenverhangenen Schleier. Inmitten jener emotionalen Kälte thront das stille Behandlungszimmer in der Stadtwohnung des klugen Psychoanalytikers als mentaler Ruhepol, hinter dessen schweren Vorhängen sich so manch grausame Enthüllung manifestiert.

Die Fälle gestalten sich vielschichtig, ergreifend, gar lehrreich, der Hörer erhält zudem ein zeitgenößisch detailfreudiges Abbild Wiens, ähnlich wie in der Serie "Amadeus" durchaus plastisch wiedergegeben. Zu bemängeln habe ich lediglich die hektischen Sequenzen der pendelnden Ich-Über-Ich-Gedankenpassagen, die konträr zur übrigen, sonor bedachten Inszenierung der Hörspiele etwas wirr und laut tönend dargestellt werden. Sicherlich akustisch passend im Sinne eines rasenden Gedankenstrudels, doch leicht anstrengend im Nachgang. Auch die in den ersten Fällen noch nach Ende der Folge sich anschließenden Kommentare einer Freud-Fachfrau mögen zwar tiefenpsychologisch gemeint sein, doch leider komplett knochentrocken abgehandelt, gar langweilig. Nun kann man argumentieren, dass dies durchaus zur nüchternen Freud-Kernthematik passt und der Hörer nach dem Spiel nun zusätzlich reale Informationsketten bekommt, aber dann bitte nicht so freudlos ;) womöglich hat man dies auch erkannt, finden sich diese Abschlussgedanken in den späteren Folgen nicht mehr. Dennoch sehe ich grundsätzlich absolut die Sinnhaftigkeit solch analytischer Kommentarstruktur als kompetent fachliche Abrundung ohnehin schon anspruchsvoller Kost, die diese Hörspielreihe zweifellos darstellt.

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